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kunstverein kärnten
goethepark 1
a-9020 klagenfurt
öffnungszeiten
di, mi, fr von 12 bis 18 uhr
do 12 bis 20 uhr
sa 9 bis 13 uhr
so, mo und feiertags
geschlossen
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Manifest der Initiatoren der „Österreich-Galerie“
1. Es ist beschämend,
daß in einer Zeit, in der Kunst mit großer Energie und großem Aufwand
an materiellen Mitteln als Beste gewaltloser Gesinnung zwischen Menschen,
Völkern, Staaten und ganzen Kontinenten wirkt, der Künstler bei uns
als Bettler, als Gegenstand der Sozialfürsorge gedacht und nicht selten
auch so behandelt wird …
daß seine Weihe als Tapete oder Kulisse zur Verschönerung unserer Umgebung
verstanden werden …
daß seine Existenz erst dann zur Kenntnis genommen wird, wenn er sich
außerhalb des Landes einen Namen machte.
2. Es ist beschämend,
daß es uns in den letzten 30 Jahren nicht gelang, der Kunst Österreichs,
geschweige denn der Kunst Europas oder der Welt, auch nur den bescheidensten
Platz in unserem Land zu eröffnen …
Es ist beschämend, daß wir die Privatinitiative zweier Galerien (Galerie
61 und HiIdebrand), die in dieser Richtung stets wirkte, nicht erkannten
und sie resignieren ließen …
Es ist beschämend, daß wir eine Landesgalerie im Stile eines Heimatmuseums
errichteten …
Es ist beschämend, daß es uns nicht gelungen ist, im Künstlerhaus der
hohen künstlerischen Qualität des Landes gerecht zu werden.
3. Es ist beschämend,
daß die letzten Leitartikel unserer Tageszeitungen, die sich mit den
Problemen der Kunst befaßten, vor 20 Jahren geschrieben wurden …
daß unsere Presse über eine kritische Tagesberichterstattung nicht hinauskam
…
daß die Redaktionen es nicht zustande brachten, sich in außerkärntnerischen
Zeitungen einen Platz für Berichterstattung aus Kärnten zu sichern …
daß es dem Kärntner Rundfunk nicht gelang, im österreichischen Fernsehen
in Sachen Kunst einen Platz zu sichern oder diesen mit einwandfreien
Informationen zu beliefern …
daß Kärnten keinen Verlag hat, der in Österreich Ansehen oder Wirksamkeit
besitzt. es ist beschämend, daß wir es nicht verhindern können, daß Kunstbücher,
deren Qualität einfach ein Skandal ist, von Einzelpersonen aufgelegt
werden können.
4. Es ist beschämend,
daß es innerhalb von 30 Jahren nicht gelang, eine funktionierende Plattform
der Information zwischen Kunst und Politik zu schaffen...
daß unqualifizierte Geschmacks-Orientierung zur Vergeudung öffentlicher
Mittel führt …
daß noch immer in Sachen Kunst unqualifizierte Berater durch falsche
Meinungsbildung das Ansehen der Kunst herabsetzen oder für den persönlichen
Bedarf ausbeuten …
daß es in unserem Land nur wenige Menschen gibt, die wissen, daß Kunst
nicht eine Sache des Geschmacks, sondern eine Sache der Erkenntnis ist
…
daß sich diese Erkenntnis nur durch persönliche Anstrengung und Kommunikation
mit den Dingen der Kunst bildet, und vertieft …
daß der Politiker nicht selten aus Bequemlichkeit gerade der wertvollsten
Kunst skeptisch gegenübersteht …
5. Wir sind bereit,
Mißstände dieser Art zu beseitigen.
Wir sind bereit, aus dem alten Künstlerhaus einen gültigen Kunstort für
Kärnten und Österreich zu machen.
Wir sind bereit,
die schärfsten Kriterien künstlerischer Qualität in diesem Haus wirksam
werden zu lassen.
Wir sind bereit,
uns einer Disziplin zu unterwerfen, die das Wirken persönlicher Geltungs-
und Gewinnsucht ausschließt.
6. Wir wollen einen Markt höchster österreichischer und damit überregionaler
Kunst bilden.
7. Wir wollen, daß dem Land Kärnten in diesem Haus ein Zentrum entsteht,
welches den seit drei Generationen, schwelenden Unmut im Land beseitigt
und die Isolation, in der wir leben, aufhebt.
Es gebührt uns;
1. Mitspracherecht in den offiziellen Gremien, die sich mit Kunst als
Aktion, als Förderung, .als Wertung befassen.
2. Eine budgetäre Umstrukturierung die es ermöglicht, Kärnten aus der
bestehenden Isolation im Bereich der produktiven Gegenwartskunst herauszuführen.
3. Eine etappenweise Umgestaltung der Kärntner Landesgalerie zu einem
für ganz Österreich verbindlichen überregionalen Institut von hoher künstlerischer
Qualität ist erforderlich.
4. Wir erwarten nicht nur erhöhte Aktivierung der künstlerischen Kontakte
zu den Nachbarländern, sondern die Integrierung künstlerischer Werke
dieser Länder in unsere öffentlichen Sammlungen.
Giselbert Hoke 1975
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Bilder
Giselbert Hokes Manifest und die Reaktionen in den Medien
Pressestimme, 11.12.1975, VZ
Pressestimme, 11.12.1975, KTZ
Pressestimme, 11.12.1975, Kl.Z.
Pressestimme, 14.12.1975, Kl.Z.
Pressestimme, 17.12.1975, Kl.Z.
Pressestimme, 17.12.1975, KTZ
Pressestimme, 17.12.1975, KTZ
Pressestimme, 17.12.1975, Kl.Z.
Pressestimme, 17.12.1975, Kl.Z.
Pressestimme, 17.12.19785, Kl.Z.
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