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CROSSOVER

ein Projekt des Kunstvereines Kärnten zeitgenössische Kunst und Architektur aus Kärnten und Slowenien

4 Ausstellungen/4 Orte/4 Eröffnungen

Der Kunstverein Kärnten lädt herzlich zu den Eröffnungen des grenzüberschreitenden Kunstprojektes CROSSOVER am Dienstag, den 21. September in Ljubljana/Laibach:

Zeitgenössische Kunst aus Kärnten 

Kurt Kocherscheidt / Reimo Wukounig / Meina Schellander / Heiko Bressnik / Gudrun Kampl / Gerold Tusch

Burg Laibach / Saal palacij 
Eröffnung am 21. September um 19 Uhr 
Ausstellungsdauer bis 12. Oktober 2004 öffnungszeiten: täglich 10 bis 19 Uhr

Aktuelle Architektur aus Kärnten ausgewählte Projekte

Galerie DESSA, Zidovska steza 4, Ljubljana Eröffnung am 21. September um 17 Uhr
Ausstellungsdauer bis 15. Oktober 2004
öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung
Donnerstag, den 23. September in Klagenfurt:

Zeitgenössische Kunst aus Slowenien

Bogdan Borcic / Janez Bernik / Mojca Smerdu / Ivo Prancic / Dusan Bucar / Jelka Flis / Klementina Golija

Künstlerhaus Klagenfurt, Goethepark 1 

Eröffnung am 23. September um 19 Uhr
Ausstellungsdauer bis 23. Oktober 2004
öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr

zeitgenössische Architektur aus Slowenien
ausgewählte Projekte 
Haus der Architektur, Napoleonstadl, Klagenfurt
Eröffnung am 23. September um 18 Uhr
Ausstellungsdauer bis 23. Oktober 2004
öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr

Dieses Projekt wird von der Europäischen Union, von Bund und Land Kärnten kofinanziert In Zusammenarbeit mit : Österreich –Slowenische Gesellschaft (Landesgruppe Kärnten) Haus der Architektur / Napoleonstadl, Klagenfurt Galerija DESSA, Ljubljana DLUL Drustvo likovnik umetnikov Ljubljana



BKA-Kunstsektion

Land Kärnten Kultur

Stadt Klagenfurt Kultur

 

 

Anstelle eines Vorwortes
ein kulturphilosophischer Beitrag von Burghart Schmidt Dreiländereckerei, nicht Zwei-

Slowenien – Kärnten, beziehungsweise Österreich, in Nachbarschaft kulturell? Da gehört für diesen Grenzziehungsbereich doch unbedingt die dritte Nachbarschaftskomponente hinzu, mindestens in einem kleinen Ausflug. Das bewährt schon die Kunst- und Künstler-Pendelei Valentin Omans, mit allen früheren multiplizierten Grenzscherereien um eigene Kunstwerke als Wertgegenstände der Warenwelt und damit zollpflichtig. Also Nachbarschaft im Dreieck. Dreiländerecks, oder soll man sagen: Dreiländerecken, gibt es aber viele in Europa. Deutschland-Niederlande-Belgien, Belgien-Frankreich-Luxemburg, Frankreich-Schweiz-Italien, österreich- Deutschland-Tschechien, Tschechien-Polen-Deutschland, Ungarn-Slowakei-österreich usw. Und besonders österreich macht die Spitze solcher Angelegenheit aus, wie man trotz des Usw. in dieser Aufzählung sieht. Aber wie nichts sagend sind doch diese Ecktriaden gegenüber der einen, die sich mit österreich-Slowenien-Italien abspielt. Denn in allen sonstigen Dreiländerecken lagen rund ums Eck jahrhundertelang nahezu gleiche Verhältnisse vor, sieht man einmal von der sozial- und politstrukturellen Sonderstellung der Schweiz innerhalb Europas ab. Aber das frühest-republikanische teilt die Schweiz ja fast mit dem Land des zweiten Zeitplatzes in Sachen Republikanismus, den Niederlanden. Doch im zuletzt genannten Dreiländereck stießen seit langem drei verschiedene Kulturbereiche trotz der Klammer des Katholizismus aufeinander und zusammen. Der zuerst vom Byzantinismus, dann dem Türkischen beeinflusste südosteuropäische Kulturelan mit dem mediterran-italienischen und dem nordalpinen. Selbst wenn für lange Phasen die südosteuropäischen Quellen nur negativ oder indirekt zu bestimmen sind, in der Ausbildung etwa einer Art Kosakenzone durch das katholische K. u. K.-Imperium der so genannten Donaumonarchie gegen das Türkische. Und selbst wenn das Italienische durch eben diese Donaumonarchie für Jahrhunderte so durchkolonialisiert wurde, dass man glaubt, kaum von einer eigenen Geschichte, sei es nur der Kultur, sprechen zu dürfen, obwohl Venetien seit 1866 zum neu gebildeten italienischen Staat gehörte. Aber die Explosion von 1918 widerlegt das alles. Und zurück blieb ein Dreieckshaß aus der Kolonialisierungspolitik der Donaumonarchie (man vergleiche Jacques LeRiders Buch zur "Mitteleuropa-Idee"), ein Haß von einer Beharrlichkeit und dem Charakter des Wiederaufsteh-Männchens wie an keinem anderen Dreiländereck. Auch die Spuren der Voraussetzungen dazu aus der Geschichte drängen sich in der gemeinten Region so auf wie in keinem anderen Dreiländereck. Man denke an die dortigen Fortifikationssysteme, an die Karawanken und die Karnischen Alpen als hohle Bergzähne, durchzogen nämlich von eingesprengten Kasematten, und man denke an die Systeme der Soldatenfriedhöfe dort. Ein furchtbarer Winkel, von solcher Seite betrachtet. Darum aber gerade liegt in dialektischer Denkweise die Idee nahe, hier Ansätze zu europäischer Interkulturalität in Gang zu setzen. Denn der "Verfeindungs"-faktor aus der oberen Ebene politischer Haupt- und Staatsaktionen wird ja immer und überall unterspielt, historisch, durch das normale Leben gegen die Haupt- und Staatsaktionen oder an ihnen entlangschwimmend. Das heißt, gerade in proportionaler Umkehrung des Hasses zeigen sich vom normalen Leben her jede Menge kultureller überschnitte, heute könnte man sagen: Interfaces, die immer schon gegen die Haßfaktoren gelebt wurden und gelebt werden. Denn selbst wenn jemand im Lesach -Tal behauptet, Lesach sei das germanische Wort für Wald (wo es sich doch genau anders verhält: slawisches Wort ) und darum heiße das obere Gailtal Lesach -Tal, so zeigt doch schon dieses die Wahrheit verfehlen wollende Uminterpretationsbemühen einen indirekten Ansatz zu interkulturellen Angelegenheiten. Allerdings erst tiefer und breiter einsetzende überlegungen in solche Richtung führten meine Kooperationen mit Manfred Moser von der Klagenfurter Universität, die auf verschiedenen Bahnen fuhren, etwa auch der Ornamentproblematik, auch auf die Schiene von Projektarbeit an einer interdisziplinären Studienperspektive, die sich als Kulturwissenschaft in ihrer Einrichtung den Umstand des spezifischen Dreiländerecks in Klagenfurt zunutze machen könnte, den Umstand, daß hier historisch weit auseinander liegende Kulturbewegungen zusammenstoßen. Mosers und mein dialektischer Sinn wurde allein schon daher intensiv angeregt, weil es sich bei solcher Perspektive um das bloß scheinbare Paradox eines interregionalistischen Regionalismus gehandelt haben würde. Ich komme darauf zu sprechen, weil dieses außer meinen Texteneden, vielmehr zu Valentin Omans Kunst und der von Wolfgang Walkensteiner mein besonderer Zugang zum anstehenden Thema zeigt. Denn mein Mitwirken an dem Projekt Dobratsch ( "Alles Dobratsch", Villach) zielte weniger auf die Interkulturalitätsproblematik der Region als auf Naturästhetik politischer Komponenten und ihre überregional regionalistischen Aspekte, nur insofern struktural eine Berührung zur Interkulturalität. Selbstverständlich ist eine solche Projektidee, wie die interkulturell interdisziplinäre Kulturwissenschaft eines Dreiländerecks ins Auge zu fassen, insbesondere, wo dieses Dreiländereck trotz Haßtraditionen aus den Jahrhunderten zuvor auf allen drei Ecken von starker touristischer Aufmerksamkeit bestimmt ist, keine Angelegenheit eines Einzelnen. Und so hatte Manfred Moser einen großen Kreis gebildet aus Universitätskollegen und interessierten Kooperateuren von auswärts, so wie mir etwa, um auch an Studienveranstaltungen zu denken mit mehreren Lehrenden aus den verschiedenen Fachrichtungen und aus den verschiedenen Ecken des Dreiländerecks, zumal das Touristikgewicht in allen Winkeln dessen an sehr viele neue berufliche Möglichkeiten ein solches Studium anschließen, ihnen vielmehr vorausgehen liesse, wenn im Trend einer Erlebnistouristik eine neue Art von Bildungs-, nun vielmehr Erfahrungstouristik sich entwickeln könnte. Denn es hat sich zwar in unserer rational-industriellen Kultur eine Touristik nur der unterhaltsamen Entspannung zur Wiederherstellung der Arbeitskraft verwirklicht, eine Art bloßer Feierabendtouristik also. Doch hintergründig ist das Reisemotiv das Grundmodell allen Erzeugens von Erfahrung bis in den Spaziergang und das Flanieren hinein. Ernst Bloch hat das hervorgekehrt in seiner "Tübinger Einleitung in die Philosophie" mit dem Kapitel über das Reisemotiv des Wissens in Goethes "Faust" und Hegels "Phänomenologie des Geistes". In solcher Perspektive liegen Studium und Touristik sehr nahe, zumal bezogen auf Zusammenstoßgebiete mehrerer Kulturen. Und das regt sich selbst noch in der Unterhaltungs-, Entspannungs-, Feierabendtouristik, indem die in ihr Reisenden sich doch Besichtigungs- und Besuchsprogramme machen oder machen lassen, die sie dann gar nach dem Leistungsprinzip abwickeln und korrekt erfüllen, als wären es Schulaufgaben, einschließlich der Photoproduktion mit immer denselben Pflichtmotiven und dem letzten Rest an Laienschauspielerei, durch die sich die pflichtschuldigst zu Photographierenden vor Pflichtmotiven wie Kolosseum und Belvedere in die verpflichtende und seit Entstehen der Photographie gleich gebliebene Pose werfen. So kommt es auch und gerade in der Feierabendtouristik zu dem, was ich den kategorischen Voluntativ nenne, in dem klargestellt scheint, was wo wie erfahren, besichtigt, gehört werden muß und woraus die Reiseführer entstanden als die Katechismen des kategorischen Voluntativs in der Ethik des Reisens. Solche Standardisierungen des Erfahrens dürfen freilich in Studien des Wissenschaftlichen überhaupt nicht gemeint sein, weil sie alle experimentellen Spielräume und Hypothesenspiele der Erfahrung ersticken, eben Dressur-Schule statt Universität. Aber selbst für die praktisch übliche Funktion des Reisens, die Erholung, wirkt der kategorische Voluntativ tödlich, nicht nur für das Erfahrungswesen des Reisens. Klar allerdings, wenn es um Forschungs - wie Studiengang einer interdisziplinären Kulturwissenschaft geht, daß diese auch bei aller Bezogenheit auf eine besondere Region die Reisemotivik nur in Nebenfunktionen mit sich führen kann und deren Programme und das auch nur vor allem in einer "Erfindung des Reisens" (Klaus Kufeld), sonst würde sie durch Berufsorientierung für eine Wissenschaft viel zu eng im Sinn , eben Fachhochschulig, selbst wenn die Berufsorientierungen noch so neuartig und selber Gegenstand problematisierender Forschungen zu sein hätten. Wesentlich aber geht es um die Interkulturalität Europas, die real ohnehin nicht zu vermeiden ist, wie immer sie sich in der Realität ausprägt, als Nebeneinander der Additivität oder als die politisch nun zwangsverordnete Oberflächlichkeit von Minimalintegration, die eher zu inneren Emigrationen führen wird und so weiter.Es käme aber darauf an wie diese Interkulturalität gewußt und gelebt wird oder vielmehr es käme auf die objektiv-realen Möglichkeitsfelder dieser Wissbarkeit und Lebbarkeit an. Zwar hat der Hohn Bazon Brocks etwa über Interkulturalität dann recht, wenn man absolute Interkulturalität unterstellt, sie wäre nur Göttern zugänglich, die mit Zeit und Endlichkeit nicht zu geizen brauchen.Aber entleert wird dieser Hohn und selber verhöhnbar durch die Notwendigkeit bestimmt-relativer Interkulturalitäten, wie sie schlicht und einfach schon eingetreten sind und anwachsen werden, eben so oder so naturwüchsig oder in kritischer Auseinandersetzung. übrigens auch die Ausbildung und Forschung in bestimmt relativer Interkulturalität eröffnet wiederum Möglichkeitsfelder neuer Beruflichkeiten, doch das wäre das angesteuerte Interesse erst in zweiter Linie, nicht zentral, sonst gäbe es wieder die Verengung auf die Fragen von Tag zu Tag, deren Antworten gerade in Berufsfragen so gern zu spät kommen und in ihrem Zuspätkommen auf jede Langfristigkeit und Nachhaltigkeit offensichtlich oft mit naivem Praxisstolz verzichten. Vielleicht wären in Hinsicht auf den Druck der Wirtschaft hin zu so genannter Berufsbezogenheit der Ausbildung die Widerstände gegen interdisziplinäre Kulturwissenschaften noch überwindbar, weil sich deutlich aus den Trends unserer Lebenskultur ablesen lässt, daß Projekte interdisziplinärer Kulturwissenschaft immerhin im zweiten Zug ihrer Ausbildung Voraussetzungen schaffen für die Qualifikation zu neuen Berufen. Wenn allerdings die Wirtschaft Freizeitkürzung erzwingt, dann hängt diese Komponente wie so manche Projektionen auf Erlebnisgesellschaft hin in der Luft. Und neue Berufe neuer Sozialaufgaben? Mit dem Senken der Binnennachfrage durch Verkürzen der Freizeit sinken die Steuern und damit die Finanzierbarkeit neuer Sozialaufgaben. Die viel härtere Front gegen Unternehmen interdisziplinärer Kulturwissenschaften entsteht aus dem Fächerpatriotismus der traditionellen Einzelwissenschaften. Sie vertreten oft genug das Argument , interdisziplinäre Kulturwissenschaften würden zu Dilettantismus führen. Wer von Vielem weiß, weiß nichts Genaues. So sehr dieses Argument für so manches interdisziplinäres Projekt in der Tat gilt, doch wie viel Dilettantismus führen die Resultate der Einzelwissenschaften mit sich, gedeckt nur durch das bewährte Alter des jeweiligen Wissenschafts-Betriebs. Man kann mit Berufung auf Ausschußware nicht die hervorragenden Ergebnisse der Forschungsarbeit in interdisziplinärer Kulturwissenschaft herabsetzen.. Solche haben sich immer orientiert an der Weise interdisziplinären Arbeitens in den traditionellen Einzelwissenschaften, soweit solche immer schon auf Grund ihres Gegenstandsbereichs aufs Interdisziplinäre angewiesen waren, wie Anthropologie, besonders als historische Anthropologie, oder Ethnologie, Mythologie, Archäologie Religionswissenschaften, Humanbiologie und so weiter. Selbst noch die Konfrontation von Clifford Gerz mit der Nachfahrenschaft von Claude Levi-Strauss zählt bei aller Polemik zu solchen hervorragenden Ergebnissen. Aber selbst wenn das zwischen Manfred Moser und mir debattierte Projekt in seiner spezifischen Ausrichtung auf dieses spezifische Dreiländereck im Süden österreichs sich nicht auszulaufen hätte am Fachpatriotismus der Einzelwissenschaften und deren Vermögen zu Umlenkungen der Mittel wie Ideen, zu seiner Verwirklichung, der Verwirklichung eines solchen neuen Forschungs- und Studiengangs ohne Versuch auf Little- litte Science müsste sich wohl ohnehin im angesprochenen Dreiländereck das Haidersche, das Ulrichsberghafte mit dem Streit um mehrsprachige Ortstafeln, statt sie als Tourismusreiz zu nehmen, mit der Aufforderung an Valentin Oman, sich und seine "entartete" Kunst aus Kärnten, dem Land richtiger Kunst, zu entfernen, nachhaltig überlebt haben und auf der anderen Seite des Bergs das Leganordische und in allem jenes Merkwürdige einer Mitteleuropaidee, gegen das LeRider in französischer und deutscher Sprache arbeitete, eine Mitteleuropaidee, nach der mit etwas verschobenem K.u.K.-Hintergrund bisweilen eine adria-alpine Donau zur Sprache kommt, in der sich prosperierende Gegenden abseilen wollen von den Lasten der armen Randzonen Europas. Eine solche regionalistische Umballung von Regionalitäten war selbstverständlich durch die Idee einer interdisziplinären Kulturwissenschaft vom Dreiländerdreieck im Süden österreichs nicht nur nicht gemeint, sondern die Idee sollte Solchem gerade entgegenwirken.

Geschrieben auf der Turracher Höhe August 2OO4