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Eröffnung:
23. 3. 2006
24. März bis 22. April 2006

GEROLD TUSCH &
JULIE HAYWARD
[`kindrid ] Wahlverwandt ?

Zur Ausstellung spricht: Silvie Aigner

Die bildhauerischen Positionen von Julie Hayward und Gerold Tusch beruhen auf einen für die zeitgenössische Kunst selbstverständlichen erweiterten Skulpturenbegriff, in der Grenzüberschreitungen im Material ebenso charakteristisch sind, wie die Verwendung von Textil und Keramik aus dem Bereich der angewandten Kunst. Aus der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem jeweils anderen Werk, aus den Gesprächen über die den Arbeiten zugrunde liegenden Intentionen wurde von den Künstlern eine Wahlverwandtschaft ihrer Werke ausgemacht, die zur Konzeption einer gemeinsamen Ausstellung führte. Im Kunstverein treten die Arbeiten von Gerold Tusch und Julie Hayward nun in einen direkten Dialog. Der Titel bezieht sich dabei auf das englische Wort kindred, das etwas Verwandtes oder Gleichgesinntes bezeichnet. Die Künstler sehen ihre Wahlverwandtschaft vor allem in auf der nicht rationalen Ebene und wollen durch ihre Zusammenarbeit auch die Frage beantworten – warum es zu ähnlichen Themenstellungen kommt.

Vieles liegt in der Luft. Deshalb geschehen oft merkwürdige Zufälle, geschieht in völlig verschiedenen Teilen der Welt plötzlich das Gleiche, …

So verbindet Künstler neben dem Interesse am Textilen, wie Plüsch, Polsterungen, auch die Vorliebe für ähnliche Farben und deren reduzierter Einsatz sowie die Lust an der Doppeldeutigkeit der Objekte, sowie eine bewusste Gradwanderung zwischen organischen, sinnlichen, erotischen und konstruktiven Formen. Beide Künstler konkretisieren ihre skulpturalen Formen mittels der Zeichnung - von der leichthändigen Skizze bis hin zu einer ausgefeilten Konstruktionszeichnung.

Gerold Tusch, geboren 1969 in Villach, Mitglied des Kärntner Kunstvereins lebt und arbeitet seit 1994 in Salzburg. Tusch stellt in seine Arbeiten Fragen über das Wesen des Dekorativen, über die Qualität von Ornamentierung und den sozialen Hintergründen der „schönen Oberflächen“. In seiner Formensprache bezieht sich Gerold Tusch auf das Formenrepertoire aus dem Barock und dem Rokoko. Der Künstler isoliert die Ornamente jedoch aus ihren ursprünglichen Kontext und verfremdet sie durch sein eigenen Formenvokabular. Zunehmend wird auch das Textile Teil seiner Arbeit, vermischt sich barock üppiges Dekor mit typischen Designmerkmalen der Fünfziger Jahre. Gerold Tusch reflektiert dieses Formenrepertoire auf hohem Niveau und mit großem handwerklichen Können. Das äußere – hübsche Rankwerk ist jedoch nur vermeintlich harmlos. Bei längerer Betrachtung wird die Identität der geschwungen Formen ungewiss. Erinnern die Endungen des Rankwerkes an Wassertierchen, Wurfgeschoße, Organisches im Allgemeinen oder erotisches im Speziellen bis hin zum bizarr Sexuellen. Die Spannung seiner Arbeiten liegt im inhaltlichen Wechselspiel zwischen reiner Lust an der Form, erotischer Sinnlichkeit und unverblümter Direktheit.

Die Skulpturen der 1968 in Salzburg und heute in Wien lebenden Künstlerin Julie Hayward haben erinnern zuweilen an cyborgartige Wesen aus der Welt des Sciene-Fiction. In unterschiedlichen Medien entstehen technoide Objekte, die bewusst zwiespältige Gefühle evozieren und Motive, Bilder oder Emotionen aus dem Bereich des Unterbewussten zu einer konkreten Form werden lassen. Die Skulpturen von Julie Hayward haben sowohl einen mechanischen als auch einen organischen Aspekt, erinnern zuweilen an Maschinen, die in Bewegung sein könnten und nur für einen Moment ruhig gestellt sind. Anders Arbeiten wie „Kitzelkorsett“ spielen mit dem Bereich des Erotischen, brechen das Material des lieblichen rosa Plüsch mit einer eindeutigen Lederästhetik.

© Silvie Aigner 2006

 

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ANTON MARCOLIN
Retrospektive

Am 18. Oktober 1956 verunglückte Anton Marcolin im Nebelmeer des Klagenfurter Beckens mit seinem Motorroller. Seine Frau Anna überlebte schwer verletzt. Er war 28 Jahre alt, Vater einer 2jährigen Tochter, Absolvent der Wotruba-Schule an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Textauszug Monografie, Autor: Gerbert Frodl
>Das in einem allzu kurzen Leben entstandene, kleine Œuvre Marcolins, das erst jetzt wieder in Erinnerung gerufen und bekannt gemacht wird, präsentiert sich als Arbeit eines Künstlers, der am besten Weg schien, schließlich zu jenen Bildhauern zu gehören, die so wesentlich den außergewöhnlichen Charakter, die Qualität der österreichischen Skulptur der zweiten Jahrhunderthälfte bestimmten.
Marcolin wurde 1928 geboren, gehörte damit zu jenen, deren künstlerische Anfänge mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zusammenfielen und die für die bildende Kunst des Landes in den folgenden Jahrzehnten ausschlaggebend wurden (u.a. Alfred Hrdlicka, geb. 1928, Johann Fruhmann, geb. 1928, Arnulf Rainer, geb. 1929, Josef Mikl, geb. 1929). In nicht einmal zehn Jahren arbeitete sich Marcolin konsequent in Richtung einer eigenen Formensprache vor, indem er sich in seinen Arbeiten, die zwischen 1948 und 1956 entstanden, auf einem Weg vortastete, der naturgemäß von verschiedenen Einflüssen mitbestimmt war. Dieser Weg war jedoch von einer klaren Linie geprägt, die durch einen von Anfang an individuellen Gestaltungswillen vorgegeben war. Die erste Schulung unmittelbar nach dem Krieg bei Josef Dobner (1898 – 1972) hatte den Grundstein (wohl in erster Linie in technischer Hinsicht) gelegt und vielleicht rührt Marcolins Liebe zum Holz aus dieser Zeit, denn Dobners eigenes Werk war in erster Linie diesem Material gewidmet. Die weitere Ausbildung des angehenden Bildhauers führte ihn 1946 an die Grazer Kunstgewerbeschule zu Walter Ritter (1904 – 1986). Dieser verließ Graz jedoch 1948, um in Linz die Klasse für Bildhauerei an der dortigen Kunstschule zu übernehmen, und man kann wohl vermuten, dass Ritter den talentierten Kärntner an Wotruba weiter empfohlen hat. <

Die Ausstellung
Künstlerhaus Klagenfurt, ab 23.3.2006, Eröffnung: 19 Uhr; Buchpräsentation 20 Uhr

In der kleinen Galerie wird ein repräsentativer Querschnitt des Œevres gezeigt: Von Holz- über Stein- bis zu Betonskulpturen, sowie begleitende Studien und Entwurfszeichnungen.
Marcolin war, wie viele seiner Kollegen, in den 50er Jahren der menschlichen Figur verhaftet. Alle Werke dieser Ausstellung beleuchten die intensive Auseinandersetzung Anton Marcolins mit dem Figürlichen. Im zeitlichen Abstand von 50 Jahren, in Kenntnis der Karrieren der Kollegen Anton Marcolins, wird heute deutlich welchen Einfluss dieser auch auf einige seiner Studienkollegen hatte.

Das Buch
Anton Marcolin, Monografie und Werksverzeichnis.
Texte von Marc Adrian (Künstler und ehemaliger Studienkollege) und Dr. Gerbert Frodl (Direktor der Österreichischen Galerie, Belvedere).
Biografische Texte: Angelika Elliott (geb. Marcolin) und Tomas Hoke.
Umfangreicher Bildteil
Anhang: Werksverzeichnis.

Fotografie: Ferdinand Neumüller
Gestaltung: Tomas Hoke

80 Seiten, Hartband, sämtliche Abbildungen in Farbe. Format 29 x 23 cm. Herausgeberin: Mag. Angelika Elliott
Ritter Verlag 2006 ISBN 3-85415-385-6

 

BKA-Kunstsektion
Land Kärnten Kultur
Stadt Klagenfurt Kultur

 

 

Gerold Tusch, „Traummännlein“

 

Gerold Tusch, „Reine Lust Objekte“

 

Julie Hayward, „infoass“

 

Julie Hayward, „TV Baby“

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Anton Marcolin, „Liegende“