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Ab 15. September 2006 ELFIE SEMOTAN
Kleine Galerie Ausstellungseröffnung Elfie Semotan – gleichschwer Fotografie im Grenzbereich zwischen Mode und Kunst. Elfie Semotan wurde in Österreich vor allem durch
die von ihr fotografierte Werbung für Palmers und Römerquelle bekannt.
Unter dem Motto „Trau dich doch“ entstand eine dreiteilige Plakatserie,
die damals für Aufregung sorgte und die Form der Palmerswerbung nachhaltig
prägte. Doch Elfie Semotans fotografische Arbeit geht weit darüber
hinaus und umfasst Landschafts-, Reportage, Porträt- und Modefotografie
gleichermaßen. Gemeinsam mit Edek Bartz, Kurator der Viennafair 2006,
traf sie für den Kärntner Kunstverein eine Auswahl, die gängige Erwartungen
durchbricht und ihre Bandbreite als Fotografin darstellt, von der Modefotografie
bis hin zu ihren künstlerischen Arbeiten. Doch macht Semotan in der
Konzeption ihrer Fotografie dabei keinen Unterschied und so findet
sich ihre Modefotografie auch erst dort, wo kommerzielle Auffassungen
durchbrochen werden. Ihre individuelle Formfindung und ihr Crossover
zu Inhalten der Kunstgeschichte, als auch der, durch ihr Umfeld garantierte
Diskurs mit zeitgenössischer Kunst, prägen ihre Arbeit. „Ich habe stets
versucht den oberflächlichen, platten Kommerz zu umgehen und war von
Anfang an überzeugt, dass man Werbung und Mode auch anders fotografieren
kann. Die Geschichte eines Menschen ist für mich bis heute wichtiger,
als die Mode, die er trägt. Mir geht es nicht darum eine ästhetisch
- abstrakte Welt zu schaffen, sondern ich suche eine Anbindung an die
Realität.“ Semotan integriert die Mode zumeist in ihre fotografischen
Inszenierungen, selten wird sie zum Hauptfokus des Bildes. So wird
die Architektur von Adolf Loos, vor der sich modisch gekleidete Passanten
bewegen zum eigentlichen Mittelpunkt oder die Innenarchitektur einer
gestylten Wohnung in New York zum durchgängigen Thema einer Serie.
Peter Koglers Catsuits inszenierte sie mittels Trampolin, das im Foto
nicht mehr zu sehen ist, hoch über den Dächern New Yorks. „Das war lange
vor den Möglichkeiten der digitalen Fotografie und diese Serie zeigt
anschaulich, dass sich in meiner Arbeit Grenzen zwischen Werbung und
Kunstfotografie schwer ziehen lassen“. Neben ihrer inhaltlichen Konzeption
von Szenen und Geschichten, die sie um die zu fotografierende Mode inszeniert,
arbeitet sie stets auch im Grenzbereich zum Porträt. Dies zeigen u.a.
die nahezu lebensgroßen Modefotos von Frauen in einem der Ausstellungsräume.
„Der Besucher soll bewusst im Unklaren gelassen werden, ob es sich um
Modefotografie handelt, oder um Menschen, die einfach verrückt angezogen
sind.“ Eine weitere Serie entstand in einer von einer Japanerin eingerichteten
New Yorker Wohnung und zeigt Semotans Vorliebe für klare einfache Formen
in der Architektur, als auch ihr Interesse an einer installativen Präsentation
ihrer Fotografie. So erweitert sie diese durch Sessel, die jenen in den
Fotos vergleichbar sind, in den Raum. Das Porträt bildet einen von vielen
thematischen Schwerpunkten in Semotans Œuvre. Auch wenn sie bekannt ist,
für Fotos von Stars aus der Film-und Modewelt sowie aus der internationalen
Kunstszene, macht sie in der direkten Arbeit mit den Menschen, als auch
in ihren Ausstellungen keinen Unterschied und hängt bewusst Porträts
verschiedenster Personen nebeneinander: „Ich versuche die Haltung, wie
auch die Inszenierung des Fotos aus der persönlichen Auseinandersetzung
mit den Personen zu gewinnen egal ob es sich um Menschen von der Straße,
Models oder bekannten Künstlern handelt und allzu stereotype Posen zu
vermeiden, sondern mit den Stimmungen zu arbeiten, die sie in sich tragen
und das Essentielle der Personen zu erwischen. Kommunikation und eine
offene Auseinandersetzung mit dem Gegenüber ist daher für mich immer
eine Vorraussetzung. Doch gelingt es nicht jedem Menschen gleichermaßen
frei vor der Kamera zu agieren. Das muss man akzeptieren und gerade damit
wieder arbeiten.“ In der Ausstellung m Kärntner Kunstvereins liegt der
Schwerpunkt jeodch nicht beim Porträt, sondern vor allem in der Landschaftsfotografie,
vom künstlichen „Birkenwald“ bis zu jenen Serien, die in der Wüstenlandschaft
Libyens und in der Puszta fotografiert wurden. Diese Arbeiten zeigt Elfie
Semotan in einer Form der „free association“ im Hauptraum des Künstlerhauses.
Die Gemeinsamkeit der Fotos deren Inhalte von der reinen Landschafts-
über die Reportage- bis hin zur Modefotografie reichen, liegt im Motiv
der weiten Ebene. Das Interesse für eine karge, scheinbar ereignislose
Landschaft teilte sie mit ihrem ersten Mann, den Künstler Kurt Kappa
Kocherscheidt., dessen Eindrücke von den Steinformationen in Südamerika
sein weiteres Œuvre nachhaltige prägten. Elfie Semotan selbst lernte
die Wüste während einer Reise durch Libyen kennen. Daraus entstand ein
gemeinsam mit Christian Reder herausgegebenes Buch: Sahara. Text- und
Bildessays, das 2004 im Springer Verlag publiziert wurde. „Es ist eine
karge, spröde Landschaft, die jedoch wenn man sich darauf einlässt einem
viele Detailansichten öffnet. Sie wirkt wie ein Kürzel oder ein Symbol
für Landschaft per se. Ähnlich wie bei Kurt Kocherscheidt hat auch bei
mir ein Auseinandersetzung mit der Landschaft immer stattgefunden. An
der Ebene der Wüste und der Puszta interessierte mich vor allem das Spiel
mit der stets vorhanden Horizontlinie in einer radikalen formalen Ausrichtung
auf die geometrische Lesbarkeit dieser Natur.“ Ihre Reportagefotografie
zeigt die Menschen, die ihr auf diesen Reisen begegneten, in anderen
Bildern mischt sie ihre Modelle wie selbstverständlich unter die Dorfbevölkerung.
Semotans Reisebilder schließen ein zielgerichtetes vereinnahmendes Herangehen
an das Fremde aus, vielmehr sensibilisieren sie den Betrachter für die
Wahrnehmung und die formalen Intentionen der Fotografin. Ein Blick der
auch geprägt ist, durch die ständige Konfrontation mit einer wechselnden
Umgebung. Seit den späten 1990er Jahren lebt Elfie Semotan zwischen Wien,
New York und ihrem Haus im Burgenland. „Die Intensität, die aus diesen
Ortswechsel entsteht, ist mir wichtig, es ist eine ständige Herausforderung
und auch eine bewusste Unterbrechung eines sonst vielleicht allzu gemütlich
dahin laufend Lebens. Es sensibilisiert mich, wie auch meine Reisen für
Dinge, die an jedem Ort anders sind und für den Rhythmus der jeweiligen
Stadt. New York gefällt mir weil das Tempo ganz anderes ist als in Wien.
Die Stadt ist so ungebändigt und unbewältigt“. Ihr Haus im Burgenland
empfindet die Künstlerin als ihr eigentliches Zentrum, dort sind auch
die Bilder und die ganz persönlichen Erinnerungen an ihre beiden Männer,
die Künstler Kurt Kappa Kocherscheidt und Martin Kippenberger, die beide
früh innerhalb von nur wenigen Jahren verstarben. Eine von Elfie Semotan
zusammengestellte Personale des Malers Kurt Kappa Kocherscheidt wird
parallel zur Ausstellung von Elfie Semotan im Kärntner Kunstverein in
der Galerie 3 präsentiert. Neben Tafelbildern und Zeichnungen werden
auch fotografische Arbeiten des Künstlers zu sehen sein, in deren Mittelpunkt
das Motiv des Steins und die Transformation seiner Form in Kocherscheidts
Malerei stehen werden. „Wir hatten das Interesse für die selbe Art von
Landschaft und uns verband ein ähnliches Gefühl für Formen, die sich
in dieser kargen Steinlandschaft verbargen. Selbst wenn ich scheinbar
in der Modefotografie ganz andere Wege ging, so waren mit formal seine
Bilder immer eine Selbstverständlichkeit.“ Elfie Semotan, „Gleichschwer“ , Kunstvereins Kärnten, Kurt Kappa Kocherscheidt, kuratiert von Elfie Semotan,
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