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30/6–5/8/2023

Schwarz – WeiSS

Ilse Aberer
Antonio Luca Capelletti
Christian Eder
Doris Fend
Peter Paszkiewicz
Otto Scherer

Vernissage: 29/6/2023

 

Dialoge zwischen Linie und Raum

Im Rahmen dieser Ausstellung präsentieren zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler aus Österreich, Deutschland und Italien in einer spannungsvollen Gegenüberstellung ihrer Werke. Gemein ist allen hier gezeigten Werken die Abwesenheit von Farbe, ein reduziertes Formenvokabular als auch die Auseinandersetzung mit der Geometrie.

Die Abwesenheit von Farbe ermöglicht es hier, sich auf
andere wichtige Aspekte des Sehens und Begreifens zu
konzentrieren: Jeder Raum bietet neue Zugänge, Perspektiven und Vergleichsmöglichkeiten zwischen Linie und Fläche, Raum und Licht, Kontemplation und Bewegung: Strikt an die Fläche gebundene Kompositionen in Zeichnung und Malerei, welche jedoch nicht an dieser verharren, sondern sich als Objekte zum Raum hin fortsetzen und öffnen. Fotografie, die den Aspekt des Lichtes und des Zeitlichen thematisiert und protokolliert. Wandobjekte, welche mit unseren Sehgewohnheiten und Betrachterwinkeln förmlich spielen. Und freistehende Stein­skulpturen, die in ihrer Reduktion als sinnliche Präsenz vor das Auge des Betrachters treten.

Wir sind es aus unserer Sehtradition heraus gewohnt, uns einem Gegenstand oder einem Bild immer frontal und mittig zu nähern. Die Besucherinnen und Besucher sind nun eingeladen, ihren Standpunkt und Ihre Perspektive zu ändern, mit ihrer Wahr­nehmung in dieser Ausstellung zu experimentieren. Jeder Raum gewährt neue Zugänge, Perspektiven und Vergleichsmöglichkeiten.

Christian Eder

 

Rahmenprogramm

1/7/2023, 19:30 Uhr,
Konzert Hortus Musicus

12/7/2023, 19:30 Uhr
Solokonzert Bertl Mütter

15/7/2023, 11 Uhr,
Literaturfrühstück

4/8/2023, 18 Uhr,
Sommerfest

 

Zu den Künstler*innen

Ilse Aberer, geboren 1954, lebt und arbeitet freischaffend in Götzis, Vorarlberg. Mitglied der Vereinigung zur Förderung neuer konkreter Kunst und der Berufsvereinigung der Bildenden Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs, Vorarlberger Ehrenpreis für Kunst 2022; Einzelausstellungen und Beteiligungen in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Liechtenstein.

Antonio Luca Capelletti, geboren 1963 in Cesena, Italien; Seit 2019 freiberuflich in den Bereichen Fotografie, Buchgestaltung und Design tätig, Atelier: Schockraum München; Auszeichnungen: Red Dot Awards, German Brand/ Design Awards, 2015–2019 diva-e München (Founder); 1994–12/2015 zeros+ones Neue Medien GmbH München (Founder), 1990–1994 Queen Werbeagentur, München; Modia Werbeagentur, München; 6/1986–1/1990 Studio Moruzzi, Bologna, Italien.

Christian Eder, geboren 1964 in Bregenz, lebt und arbeitet freiberuflich in Wien und Illmitz, Burgenland; Studium an Universität Innsbruck & Wien, Mitglied der Künstlerhaus Vereinigung – Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs und der Berufsvereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlsbergs, 1999–2001 Studienreisen nach Zentral- und Südamerikas, Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien, Polen und der Slowakei.

Doris Fend, geboren 1966 in Dornbirn, 1985–1990 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien, Gemälderestauratorin im Kunsthistorischen Museum, Wien; Lebt und arbeitet freischaffend seit 2005 in Götzis, Vorarlberg (A), 2006 Outstanding Artist Award, 2012 Staatsstipendium BMUKK. Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland, Ungarn und der Slowakei, Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen.

Peter Paszkiewicz, geboren 1943 in Gmunden, Oberösterreich, 1962–67 Akademie der Bildenden Künste, Meisterklasse, Diplom, Wien; Lebt und arbeitet als Bildhauer in Wien und Markt Neuhodis, Burgenland; Ausstellungen/ Symposien/Steinskulpturen im Öffentlichen Raum in Italien, Norwegen, Tschechische Republik, Polen, Slowakei, Indien, USA und Deutschland, Steinskulpturen in Sammlungen in und außerhalb Österreichs.

Otto Scherer, geboren 1955 in Sieben­bürgen, Rumänien, Kunst­studium Kronstadt, Rumänien, Fachklassen Grafik, Malerei und Bild­hauerei, arbeitet freischaffend in Pürgen (D), 2021 Preis des Südtiroler Künstler-bundes, 2019 Kunstpreis Kunstverein Bad Wörishofen (D), 2017 Johann-Georg-Fischer Kunstpreis der Stadt Markt­oberdorf, 2017 Schwarzen­berger Kunstpreis art.figura. Ausstellungen in Deutschland, Österreich, Italien und den USA.


Kleine Galerie

Friedrich J. Tragauer und Petra Tragauer
offene Fenster ermuntern am drauSSen Geschehenen teilzunehmen

Der Spiegel als Symbol ist äußerst zweideutig zu verstehen: einerseits gilt er als Zeichen der Eitelkeit, andererseits steht er für Selbsterkenntnis und Wahrheit. Er bietet einen Fensterblick auf die eigene Seele, lässt Neues und bisher Verborgenes, Unerwartetes entdecken. In den antiken Kulturen stand das Spiegelbild für das Abbild der Seele eines Menschen, in dem sie – je nach mythologischer Vorstellung – auch eingefangen und festgehalten werden konnte. Natürlich spiegelnde Flächen, wie das Wasser, ließ Narziss aus der griechischen Mythologie in sein eigenes Spiegelbild verlieben. Die Reflexion seines Selbstbildnisses auf dem Wasser hat ihn nicht mehr losgelassen. Im Alten Ägypten waren die Worte „Spiegel“ und „Leben“ identisch. Übersinnliche Erkenntnis wurde mit Hilfe von Spiegelwahrsagung in der Antike, über die mitteleuropäischen Sagenwelt bis in die frühe Neuzeit betrieben. Beide Künstler haben aufgrund der unterschiedlichen symbolischen Auslegungen auch eine unterschiedliche Herangehensweise an das Thema gewählt.

Zu den Arbeiten von Friedrich J. Tragauer
Friedrich J. Tragauer beschäftigt sich in seiner aktuellen Arbeit mit Anamorphosen, die kunstgeschichtlich gesehen verzerrte Darstellungen von Bildern zeigen, die mit Hilfe von Spiegelzylindern oder Spiegelkonen perspektivisch sichtbar gemacht werden können. Anamorphosen, welche einen Spiegel zur Entschlüsselung des Bildinhaltes benötigen, werden als katoptrische Anamorphosen bezeichnet. Katoptrik ist die Lehre von der Reflexion des Lichtes an spiegelnden Oberflächen.

Anamorphosen entstanden im 16. Jhdt. als eine Variante der Zentralperspektive und werden nach denselben Gesetzen konstruiert. Die Zentralperspektive täuscht dabei Raum auf der Bildebene vor.
Die erste bekannte Anamorphose stammt von Leonardo da Vinci (ca. 1485). Mit dem Thema haben sich auch andere bekannte Künstler wie Hans Holbein dem Jüngeren mit der Arbeit „Die Gesandten“ (National Gallery in London) aus dem Jahr 1533 damit beschäftigt. Wegen der optischen Verzerrungen verwendete man damals die Technik auch in einem politischen, karikaturistischen und satirischen Zusammenhang. Seit dem Mittelalter kennt man diese Möglichkeit der Verschlüsselung von Botschaften und brachte es in vielen Kirchen Italiens zur Schau.
Die Arbeiten von F.J. Tragauer enthalten Rätsel die es zu entziffern gilt. Die kurz von innen aufleuchtenden Spiegelzylinder, die als Halbspiegel ausgeführt wurden, legen Hinweise offen. So ergibt sich aus dem verzerrten Blatt Papier, dem äußeren Spiegelteil und der kurz aufleuchtenden Nachricht im Inneren des Spiegelzylinders ein erweitertes, künstlerisch entwickeltes Gesamtkonzept der Bildbetrachtung.

Zu den Arbeiten von Petra Tragauer:
Mit den Linolschnitten der Künstlerin bekommt der/die Betrachter/-in eine Rolle zugeteilt. Er/Sie macht das Werk durch seine/ihre Anwesenheit erst vollständig. Doch das gilt nur für die Zeit, in der er/sie das Werk konsumiert. Die Künstlerin fordert den/die Betrachter/-in nicht nur dazu auf, sich selbst – „das Drinnen“ zu erkunden, sondern auch das Herum, also „das Draußen“. So führt sie ihm/ihr vor Augen, dass das Außen das Innen beeinflusst.
Nach dem ersten Augenblick entdeckt man sein Ebenbild. Diese detaillierte Kopie der eigenen Person löst aber mitunter unterschiedliche Empfindungen aus. Der Narziss – der Selbstverliebte - erkennt nur seine äußere Hülle, die Seele sieht er nicht. Andere schauen in ihre eigenen Augen, sehen den eigenen Gesichtsausdruck, den eigenen seelischen Zustand, das eigene Wesen.

Das Ebenbild zeigt aber auch Risse, Sprünge, dunkle Stellen. Sie stehen symbolisch für Angst, Alpträumen und Katastrophen, die die Seele zermürben, aushöhlen. Sie legen die Verwundbarkeit des einzelnen offen und beschönigen nicht. Dabei lässt die Künstlerin offen, ob es eine Heilung für die Risse, Sprünge und dunklen Stellen gibt oder ob wir darin versinken, untergehen.

 

 

 

Raumansichten fotografiert von Michael Watzenig

Raumansichten fotografiert von Michael Watzenig